Botswana, Mitbringsel

Interview mit einem Pavian


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Die besten Souvenirs, die man sich aus Botswana mitbringen kann, sind die Fotos von Safaris: Elefanten beim Ohrenwedeln, Flusspferde beim Hauerzeigen, Büffel beim Bösedreinblicken und Antilopen beim Tänzeln. die reisekorrespondentin (dr) nahm sich aus einem Andenkenladen im Chobe-Nationalpark auch einen Plüschpavian mit – eine schlechte Wahl, denn die Affen sind eine Plage.

dr: Hey Pavian! Ich hätte mal ein paar Fragen an dich als Botswana- und Buschkenner. Der Chobe-Nationalpark, in dem wir uns gerade befinden, besitzt von allen afrikanischen Parks die größte Elefantenpopulation. Wie lebt es sich denn in Nachbarschaft mit 120.000 grauen Giganten, die durch die Landschaft stampfen wie grobmotorische Gärtner: überall zertrampelte Sträucher, zerbrochene Äste, entwurzelte Bäume …
Pavian (funkelt missgelaunt mit den dunklen Augen): Ich will Leckereien. Vorher sage ich gar nichts.

dr: Tut mir leid, aber ich habe nichts. Wir sind auf dem Landweg von Namibia eingereist und die Zollvorschriften verbieten das Einführen von Nahrungsmitteln.
Pavian (funkelt noch missgelaunter): Dein Pech.

dr: Ach bitte! Ich habe dich immerhin aus der Gefangenschaft des Souvenirladens freigekauft, du könntest also schon ein wenig dankbar sein.
Pavian (funkelt jetzt extrem missgelaunt und angriffslustig): Ihr Touristen schlagt euch an den Büfetts der schicken Safari-Lodges die Bäuche voll und für uns springt dann nicht mal eine Banane heraus …

dr: Wenn wir euch füttern würden, kämen immer mehr von euch. Und das wollen wir vermeiden, weil deine Artgenossen als unverschämt und aggressiv gelten.
Pavian (grapscht sich blitzschnell den Rucksack der reisekorrespondentin und durchwühlt ihn nach etwas Essbarem): Ihr Menschen fallt bei uns nun mal in die Kategorie Fressfeinde.

dr (entreißt dem Affen mit aller Kraft ihren Rucksack): Zumindest müsst ihr euch den Nationalpark nur noch mit Touristen teilen, seit die einheimischen San ausgesiedelt wurden. Als Allesfresser seid ihr außerdem flexibler in der Nahrungswahl aufgestellt als die meisten anderen Wildtiere. Und die kommen auch nicht an, um sich Snacks zu schnorren.
Pavian (wirft sich in die Brust und trommelt dagegen): Weil sie nicht so gescheit sind wie wir!

dr: Genau. Und deswegen habe ich auch dich für ein Interview auserkoren.
Pavian (schaut geschmeichelt): Hm.

dr: Also, ich würde gerne von dir wissen, welche Souvenirs sich Botswana-Reisende mitnehmen sollten – mal abgesehen von den Safaribildern, die wohl die schönsten Erinnerungen sind. Als eines der tierreichsten Gebiete des afrikanischen Kontinents ist der Chobe-Nationalpark ja ein wahrer Garten Eden für Fotografen.
Pavian: Stimmt. Auf dem Chobe sieht man sie mit Booten herumjagen, die an Kriegsschiffe erinnern, bewehrt mit Riesenstativen und fast kanonengroßen Kameraobjektiven.

dr: Ja … und das hat mich tatsächlich ein wenig neidisch gemacht. Meine Ausrüstung reichte kaum für die großen Tiere, geschweige denn für die Vögel, von denen es in dem 10.700 Quadratkilometer großen Parkareal mehr als 460 Spezies gibt – Schreiseeadler, Reiher, Kormorane … Wir haben auf unserer Bootssafari auch Schlangenhalsvögel gesehen, die ihren Hals verbiegen wie ein Gummitier. So einen 360-Grad-Wendehals hätte ich auch gerne gehabt, um das Tiergetümmel besser beobachten zu können: die schwarzen Kaffernbüffel, die im Chobe auf sumpfigen Inseln grasen und grimmig herüberschauen. Die Elefantenhorden, die ohrenwedelnd und rüsselschwenkend am Ufer durch die geschundene Vegetation trotten. Die tänzelnden Antilopen, deren filigrane Fellzeichnungen in den goldorangen Strahlen der Abendsonne wundervoll zur Geltung kommen. Die Paviangrüppchen, die mit missmutigen Mienen aus dem Dickicht federn und beim Trinken am Fluss ihre roten Hinterteile in die Luft strecken. Und die planschenden Flusspferde, die mit ihren winzigen Ohren und den massigen Körpern immer wieder wie eine Fehlmontage der Natur aussehen und vergessen lassen, wie gefährlich sie sind – jedenfalls so lange, bis sie ihre Mäuler aufreißen und die dolchspitzen Riesenhauer präsentieren. Ja, man sollte der Empfehlung folgen, seine Unterkunft nachts nicht zu verlassen, wenn die Hippos zum Grasfressen an Land kommen, was sie stundenlang tun, um nicht vom Fleisch zu fallen. Aber zurück zu meiner Frage.
Pavian: Nun, die Souvenirshops bieten nur ungenießbaren Plunder: Safari-Outfits, Equipment für Fotografen, Schmuck, Schnitzwerk, Literatur zu Flora und Fauna, Wildtiere als Plüschmodelle vom Schlüsselanhänger bis zur Schaukelpferdgröße …

dr: Okay, dann belasse ich es bei den Safaribildern.
Pavian (klammert sich an die Beine der reisekorrespondentin): Zu spät, jetzt hast du auch mich im Gepäck.

dr: Das solltest du dir noch einmal gut überlegen. Hier kannst du dich im zweitgrößten Nationalpark Botswanas tummeln, der außerdem Teil des größten grenzübergreifenden Schutzgebiets der Welt ist, der Kavango-Zambezi Transfrontier Conservation Area (KAZA) mit 36 Reservaten in Angola, Botswana, Namibia, Sambia und Simbabwe. In Deutschland würdest du ruckzuck im Zoogehege landen, was bedeutet: kaum Platz zum Turnen, rationiertes Futter zu festen Zeiten, nur eine begrenzte Auswahl an Weibchen und massenweise schaulustige Menschen, denen du keine Rucksäcke stibitzen kannst.
Pavian (schaut entsetzt): Das fehlte noch. (federt ins Dickicht davon)

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Elefantenfamilie beim Spaziergang am Ufer des Chobe
Botswana_Chobe_Elefantenherde_Sonnenuntergang
„Land der Giganten“ wird der Chobe-Nationalpark auch genannt.
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Gerne vertreiben sich die Dickhäuter ihre Zeit mit Voll- und Fußbädern.
Botswana_Chobe_Flusspferd3
Die Flusspferde …
Botswana_Chobe_Flusspferd_Sonnenuntergang
… verlassen das kühle Nass meist erst nachts.
Botswana_Chobe_Flusspferd
Niedlich sieht anders aus.
Botswana_Chobe_Bueffel
Auch die Kaffernbüffel möchte man lieber nicht provozieren.
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Gut getarnt mit ihren filigranen Fellzeichnungen: Kudus
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Kann seinen Hals verzwirbeln, als wäre er aus Gummi: Schlangenhalsvogel
Botswana_Chobe_Paviane
Kabbeleien mit Pavianen gehören zu den Safari-Abenteuern, auf die man gut verzichten kann.
Fotos: pa