Wie duschen eigentlich Astronauten, wie steuert man einen Mars-Rover und wie fühlt es sich an, auf dem Mond zu spazieren? Um diese Fragen geht es in der Cité de l’espace, einem Weltraumpark bei Toulouse im Südwesten Frankreichs. Anfassen und Ausprobieren ist hier ausdrücklich erwünscht.
Mit einem schweren Gurt um die Taille bin ich an eine Apparatur geschnallt, die an Seilen von der Decke hängt. Eine Mitarbeiterin der Cité de lʼespace hat mich daran hochgezogen, so dass meine Füße nun einige Zentimeter über der Mondoberfläche baumeln. Ich versuche, den Planeten zu betreten. Rudere mit den Armen, strecke die Füße, versuche zu hüpfen – vergeblich. Erst als mir die Mitarbeiterin einen Schubs gibt, komme ich einige Sprünge voran.
So also fühlt es sich an, wenn man auf dem fernen Himmelskörper wandelt. Leicht wie eine Feder schwebe ich über der silbergrauen, kargen Landschaft. Auf dem Mond ist die Schwerkraft sechsmal geringer als auf der Erde. Und genau das simuliert der „Moon Runner“, eine Station des Weltraumparks bei Toulouse. Statt wie ein kühner Kosmonaut komme ich mir bei meinen unbeholfenen Gehversuchen allerdings eher wie ein Grashüpfer vor.

Die Cité de lʼespace befindet sich nur wenige Kilometer außerhalb der europäischen Luft- und Raumfahrtmetropole in der südwestfranzösischen Region Midi-Pyrenäen. Fast 12.000 Menschen sind hier in der Raumfahrtindustrie beschäftigt. Und so überrascht es nicht, dass der Themenpark einen hohen wissenschaftlichen Anspruch vertritt. Trotzdem ist die Cité de lʼespace Lichtjahre davon entfernt, trocken und theoretisch zu sein. Fast immer gilt bei den Exponaten und Experimenten: Anfassen und Ausprobieren ist ausdrücklich erwünscht.
Seit der Eröffnung vor 16 Jahren wurde das fünf Hektar große Gelände stetig um neue Attraktionen erweitert, darunter auch ein IMAX-Kino. Das Herzstück des Space-Parks, eine Dauerausstellung zur Eroberung des Weltraums, bietet nach einer Rundumerneuerung nun acht Bereiche – vom Observatorium über eine Wetterstation bis zur Trainingshalle mit dem „Moon Runner“. Zu den Kostbarkeiten der Ausstellung zählt auch eine Vitrine, in der ein unscheinbares Stückchen Stein wie ein Diamant ausgestellt ist. Es ist ein Mond-Mitbringsel der Apollo-Astronauten.
Wie sich das Gewicht der Erde zum Mars verhält, welche Windgeschwindigkeit auf dem roten Planeten herrscht und wie ein Meteorit vom Mars aussieht – diese und andere Fragen werden in der Sonderausstellung „Explorez Mars“ beantwortet, die noch bis zum September im Hauptgebäude der Cité de lʼespace läuft. Die Besucher sind zum Wiegen, Tasten, Staunen und sogar zum Steuern eines originalgroßen Mars-Rovers eingeladen.

Täuschend echt sieht auch das Wahrzeichen des Weltraumparks aus, das weithin sichtbar in den Himmel von Toulouse ragt: eine 55 Meter hohe Attrappe der Trägerrakete Ariane 5. Erst wenn man dicht vor dem weißen Riesen steht, bemerkt man den Irrtum. Ebenfalls auf dem Außengelände angesiedelt sind ein Heckenlabyrinth in Form unserer Galaxie, ein Planetarium und das Terradome – eine Welthalbkugel, in der sich mit dreidimensionalen Videoprojektionen in die Vergangenheit reisen und die Entwicklung der Erde vom Urknall bis zur Gegenwart erleben lässt.

Fotos: pa
Nicht minder beeindruckend ist die Besichtigung der russischen Raumstation Mir, die hier auf Stelzen aufgebockt steht. Sie bietet einen detaillierten Einblick in den komplizierten Alltag der Astronauten – was sie essen, wie sie schlafen, wie sie duschen. Die vier Module dienten früher in Moskau zum Training sowjetischer Raumfahrer. Gegen das Sojus-Raumschiff, das man in dem Weltraumpark ebenfalls austesten kann, mutet die Mir aber noch geradezu geräumig und komfortabel an. Wer zu Klaustrophobie neigt, sollte sich besser nicht in die Kapsel zwängen.
AUSFLUG INS ALL
Die Cité de lʼespace ist ganzjährig geöffnet. Darüber hinaus finden in dem Themenpark mehrere Events statt. Weitere Infos gibt es unter www.cite-espace.com.