Marokko, Nie wieder

Mutterseelenallein in Marrakesch


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Nie wieder will ich einen Rückflug verpassen, ohne auch nur im Geringsten …

… darauf eingestellt zu sein. Ich weilte mit einer Gruppe für einen Tag in Marrakesch, streifte durch die Gassen, genoss das schöne Wetter, schaute mir die Schlangenbeschwörer auf dem Gauklerplatz an und fühlte mich rundum sorglos. Bis ich in der Flughafenhalle plötzlich alleine da stand. Die ganze Gruppe war wie vom Erdboden verschluckt. Wie konnte das passieren? Es hätte mich nicht sonderlich überrascht, wenn wir uns im Marktgewühl verloren hätten, aber hier? Ich war doch nur schnell Wasser kaufen. Und das Allerverrückteste daran: Keines der Displays zeigte unseren Rückflug nach Agadir an.

Der Rest war wie ein Film, in dem ich eine ziemlich lausige Rolle abbekommen hatte. Ich geriet in das internationale Terminal, in das mich die Kontrolleure mit meinem Inlandsflugschein gar nicht hätte reinlassen dürfen, und merkte es erst, als ich – mittlerweile einigermaßen beunruhigt – aus dem Fenster schaute und mit Grausen beobachtete, wie meine Gruppe von einem ganz anderen Ausgang bereits übers Rollfeld zum Flieger marschierte.

Ich drehte sofort um und wollte zurückrennen. Nichts da, sagten die Kontrolleure. Ich sei bereits ausgestempelt und aus Marokko ausgereist. Kostbare Minuten vergingen mit ergebnislosen Diskussionen. Dann beschloss ich, an dem Schalter einfach vorbeizuflitzen, was sich als hervorragende Idee erwies. Es kamen gleich mehrere Sicherheitsleute und ein Manager auf mich zugeschossen, denen ich mein Problem erläutern konnte. Der Manager sprach ein Machtwort mit den Kontrolleuren, und im Handumdrehen war ich wieder eingereist. Mein Flieger sauste zu diesem Zeitpunkt aber schon über die Startbahn.

Erst wollte ich ein paar Tränen vergießen, ließ es dann aber aus Gründen der Nutzlosigkeit bleiben und überlegte, was zu tun sei. Meine Geldkarten hatte ich im Hotel in Agadir gelassen, ebenso den Führerschein, sämtliche Reiseunterlagen und Kontaktdaten. Mein erster Gedanke, mit einem Mietwagen über Nacht zurück nach Agadir zu fahren, war also nicht zu realisieren. Kurz bevor mich die Verzweiflung handlungsunfähig machte, begegnete ich einem Engel in Gestalt eines jungen Mannes, der für den großen deutschen Reiseveranstalter, mit dem ich hier war, die Transfers vom Flughafen organisiert. Erst besorgte er mir einen Kaffee und dann ein Auto samt Chauffeur. Gegen zwei Uhr nachts erreichte ich Agadir. Keine Ahnung, wie die Geschichte ohne den Engel ausgegangen wäre.