Fotoreportagen, Russland

Metro im Morast, Sankt Petersburg


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Wir rollen und rollen und rollen, immer weiter in den Untergrund von Sankt Petersburg. Vorbei an zylindrischen Lampen, leuchtenden Werbeschildern und Menschen, die nach oben rollen. Drei Minuten dauert die Fahrt mit der Rolltreppe …

… zu den Gleisen der Station Admiralteiskaja, mit 102 Metern die tiefste im U-Bahn-Netz der russischen Millionenstadt. Die Tunnelbauer mussten so tief graben, weil Sankt Petersburg am Delta der Newa auf Sumpf thront. Mancherorts wurde der Boden sogar künstlich gefrostet, damit während der Bauarbeiten nicht gleich alles wieder zusammensank.

Als wäre eine Metro im Morast nicht schon Sensation genug, wurden die Stationen auch noch zu wahren Palästen aufgemotzt: mit Kronleuchtern und Mosaiken, Säulen und Skulpturen, Marmor, Blattgold, Stuck. Bei dem Prunk der Zarenstadt über Tage, der sich auf rund 2.300 Kirchen, Schlösser und Prachtbauten beläuft, ist das allerdings nur konsequent. Schon 1941 starteten die Bauarbeiten für die U-Bahn, doch dann kam der Krieg dazwischen. Erst 1955 ging die erste Linie zwischen Awtowo und Ploschtschad Wosstanija in Betrieb. Sie dokumentiert noch Stalins Anspruch, dass die Metrobahnhöfe Schau- und Prestigeobjekte sein sollten: Die Stationen an dieser Strecke sind besonders opulent dekoriert.

Inzwischen umfasst das Sankt Petersburger Metronetz fünf Linien mit fast 70 Stationen auf 113 Kilometern. Das Transportsystem soll den Stau entschärfen, der trotz der vielspurigen Straßen und Elektrobusse häufig ist. Bis 2020 ist ein Ausbau auf sieben Metrolinien geplant. Für Touristen ist die U-Bahn eine Möglichkeit, sich in den Alltag der Petersburger zu mischen und zugleich auf eine kleine Zeitreise zu gehen.

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Die Station Admiralteiskaja wurde erst vor zwei Jahren eröffnet. Mit 102 Metern ist sie die tiefste des Sankt Petersburger U-Bahn-Netzes.

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Mehr als drei Millionen Petersburger nutzen täglich die U-Bahn, das Ticket kostet 28 Rubel, also etwa 64 Cent. Das hier ist die Station Swenigorodskaja von 2008.

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Die mit kommunismusrotem Mosaik verkleidete Majakowskaja-Station stammt aus den sechziger Jahren. Sie zählt zu den so genannten „horizontalen Aufzügen“, weil zwischen Bahnsteig und Gleisen eine Wand mit Türen verläuft. Die Waggons müssen deshalb punktgenau zum Halten kommen.

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An der Linie 1 aus den fünfziger Jahren sind die U-Bahnhöfe besonders reich verziert. Hier die Station Puschkinskaja …

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… mit einem Denkmal für den Nationaldichter Alexander Puschkin …

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… und Reliefs in Gedenken an die Revolutionen.

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Gegen den Prunk über Tage sind die unterirdischen Paläste freilich nur ein Abklatsch. Man nehme zum Beispiel die Isaakskathedrale, die zu den größten Kuppelbauten der Welt zählt, …

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… oder die Erlöserkirche, von der sich ganz sicher die Erbauer der Disney-Märchenschlösser inspirieren ließen, …

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Fotos: pa

… oder den Katharinenpalast, der seit der Eröffnung des rekonstruierten Bernsteinzimmers 2003 von Besucherhorden aus aller Welt regelrecht gestürmt wird.

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