Welche Souvenirs sind eigentlich typisch für den Vielvölkerstaat Malaysia? Um das herauszufinden, streifte die reisekorrespondentin (dr) durch das gigantische Angebot der Malls und Märkte in Kuala Lumpur. Schließlich erwarb sie eine Winkekatze und begab sich mit ihr auf einen Stadtspaziergang.
dr: Prima, dass du mich begleitest, Winkekatze. Du kannst mir bestimmt die schönsten Ecken von Kuala Lumpur zeigen, und in deiner Gegenwart wird mir das Glück hold sein.
Winkekatze (winkt mechanisch mit der linken Pfote): An die besten Plätze der Stadt kann ich dich geleiten. Aber was das Glück betrifft, muss ich dich leider enttäuschen.
dr: Was soll das heißen?
Winkekatze (winkt mechanisch mit der linken Pfote): Dass ich für dich kein Glück herbeiwinken kann. Goldene Maneki-nekos, wie wir richtig heißen, sind zuständig für Geld und Wohlstand.
dr: O je, dann bist du ein Fehlkauf. Die Verkäuferin auf dem Central Market hat mir versichert, dass du mir ganz viel Seelenheil bescheren wirst. Materieller Reichtum ist zwar auch nicht zu verachten, aber Glück wäre mir lieber gewesen. Oder eine Winkekatze, die Böses fernhält. Oder noch besser: eine, die Wünsche erfüllen kann. Von der bekäme man dann alles aus einer Winkepfote. Dass dir der Arm von der unablässigen Schwenkerei gar nicht schwer wird …
Winkekatze (winkt mechanisch mit der linken Pfote): Wunscherfüllungen fallen in den Aufgabenbereich meiner silbernen Verwandten. Um deinem Glück auf die Sprünge zu helfen, hättest du eine dreifarbige Winkekatze wählen müssen. Schwarze Maneki-nekos können Dämonen, Schurken und Stalker abwehren, pinkfarbene Liebhaber anlocken, weiße stehen für Reinheit und Unschuld …
dr: Okay, kommen wir zurück zu den sehenswertesten Plätzen von Kuala Lumpur.
Winkekatze (winkt mit ihrer Winkepfote mechanisch Richtung Petronas Towers): Nun ja, die Zwillingstürme – mit 452 Metern übrigens die höchsten der Welt – sind natürlich eine Sensation. Unten an den Wasserspielen kann man wunderbar chillen und Leute beobachten. Das ist spannend, weil es bei uns alles gibt – von tief verschleierten Muslimas über farbenfroh gekleidete Inderinnen bis zu aufgetakelten Partygirls. Der Merdeka Square ist ebenfalls Pflichtprogramm. Als Zeichen der Unabhängigkeit Malaysias wurde hier am 31. August 1957 zum ersten Mal unsere Nationalflagge gehisst. Nicht verpassen sollte man auch unsere Parks, die einen wohltuenden Gegenpol zur Großstadthektik bilden. Und dann ist da auch noch die große Vielfalt an Gotteshäusern – die Nationalmoschee, chinesische Pagoden, Hindutempel, anglikanische Kirchen …
dr: Welche Mitbringsel sind denn nun aber typisch für Malaysia? Mir ist es nicht gelungen, diese Frage zu beantworten. Du bist es zumindest nicht, weil du in Japan erfunden wurdest.
Winkekatze (wackelt angestrengt mit den Ohren, ohne dabei aber auch nur eine Sekunde aus dem Winketakt zu geraten): Puh, das ist wirklich schwer zu sagen. Die chinesischen Lampions, Drachen und Kunstblumen sind es nicht, genauso wenig die Patchworkdecken, Pluderhosen und der ganze andere indische Plunder, auch nicht die markengefälschten Sonnenbrillen, Taschen, Turnschuhe und Uhren in Chinatown. An Kunsthandwerk fallen mir gerade nur Schnitzereien, Batik und Zierrat aus Zinn ein.
dr: Könnte man also zusammenfassen, dass für Malaysia charakteristisch ist, dass es nichts Charakteristisches gibt bis auf den kunterbunten Kulturmix?
Winkekatze (winkt mechanisch mit der linken Pfote): So könnte man es ausdrücken. Und nun lass uns irgendwo hingehen, wo es etwas entspannter ist. Ein Abstecher in den Orchideenpark wäre jetzt schön.




Fotos: pa