In Myanmar erweckt vieles noch den Anschein, als hätte irgendwer im vorigen Jahrhundert die Weltzeituhr gestoppt. Das Souvenirangebot ist dagegen schon weit entwickelt. Beliebt sind Mönchsmotive, Buddhastatuen und Shirts mit der Nationalheldin Aung San Suu Kyi. die reisekorrespondentin (dr) sprach mit einer Mönchsfigur über die Vor- und Nachteile des Fortschritts. Oder vielmehr: Sie versuchte es.
dr (schweißgebadet, nachdem sie die 777 Stufen bis zum Gipfel des Mount Popa erklommen hat, auf dem die Geister Myanmars hausen): Entschuldigung, wenn ich Sie an diesem heiligen Ort einfach so anspreche, aber ich hätte da mal ein paar Fragen. Ich weiß ja, dass man euch nicht beim Meditieren stören soll, allerdings scheinen Sie doch eher in die wunderbare Aussicht versunken zu sein als ins Gebet …
Mönch (blickt mit seinem Bettelnapf gleichmütig irgendwo ins Nirgendwo): Wie kann ich denn weiterhelfen?
dr: Die Reise durch Myanmar ist ziemlich verwirrend. Manches ist genau so, wie ich es mir vorgestellt habe, und manches ganz und gar anders. Total naiv, schon klar, die Zeit bleibt schließlich nirgendwo stehen, auch nicht in den in sich gekehrtesten Ländern des Planeten …
Mönch (blickt gleichmütig irgendwo ins Nirgendwo): Was ist es denn, das Sie so verwirrt?
dr: Nehmen wir zum Beispiel das profane Thema Souvenirs. Die Händler sind schon so ausgebufft wie in traditionellen Urlaubszentren. Einer der Pluderhosenverkäufer ist uns tagelang im Windschatten gefolgt, wissend, wie unsere Route verläuft.
Mönch (blickt gleichmütig irgendwo ins Nirgendwo): Alles geschieht, weil es einen Sinn hat. Manchmal ist die Ursache nicht unmittelbar zu erkennen.
dr: Hm, nun ja. Ihr Klosterbrüder seid auch nicht mehr so, wie es in den Reiseführern steht. Demnach soll man eure Kutte nicht touchieren und euch auch eher nicht fotografieren. Dabei wollen viele von euch sich mit uns Touristen fotografieren lassen und stellen sich dann manchmal ganz dicht neben einen, wie soll man sich denn da nun angemessen verhalten?
Mönch (blickt gleichmütig irgendwo ins Nirgendwo): Alles ist Schwingung und also veränderbar.
dr: Für bodenständige Menschen wie mich ist diese Antwort natürlich nicht besonders befriedigend, auch wenn Sie das jetzt mantramäßig wiederholen würden.
Mönch (blickt ungerührt irgendwo ins Nirgendwo): Dann sollten Sie keinen Mönch befragen. Oder überprüfen, ob Ihre Bodenständigkeit nicht vielleicht nur auf begrenzenden Denkmustern beruht.
dr: Okay, mag sein. Wechseln wir wieder zu den Souvenirs. Welche sollte man denn unbedingt mitnehmen?
Mönch (blickt mit dem Anflug eines Lächelns irgendwo ins Nirgendwo): Die Erinnerungen an einzigartige Heiligtümer wie die Shwedagon-Pagode in Yangon, den Ananda-Tempel in Bagan und natürlich den Mount Popa. Ist es nicht wundervoll friedlich hier oben?
dr: Ja schon, wenn sich der Puls nach der Stufenkletterei dann irgendwann beruhigt hat und der Schweiß nicht mehr sintflutartig strömt, sondern nur noch wie ein munteres Bächlein … Mein schönstes Myanmar-Andenken ist übrigens das Lachen der Kinder, gleichwohl ich zugeben muss, auch einige materiellen Mitbringsel erworben zu haben. Um ganz ehrlich zu sein, waren es mehr als auf jeder anderen Reise. Viel, viel mehr. Mal sehen, ob ich alle zusammenbekomme, also da wären …
• 5 Postkarten mit Motiven aus Bambus (Mönche, Fischer, Shwedagon-Pagode)
• 4 Aquarellzeichnungen (pilgernde Mönche)
• 3 Kühlschrankmagneten (Shwedagon-Pagode, Konterfei von Aung San Suu Kyi und in Form eines Flip-Flops mit Inle-See-Foto)
• 2 Päckchen Tamarind-Bonbons
• 2 Päckchen „Golden Flying Tiger“-Zigarillos
• 2 Pluderhosen (bunt gemustert)
• 1 Longyi (bunt gestreift)
• 1 Buddha-Schneekugel mit Goldglitter und regenbogenfarbener Beleuchtung
• 1 Elefantenmarionette
• 1 Wandteppich mit Buddha aus Goldglitter
• 1 Mönchsfigur aus Teakholz
• 1 Sandmalerei (pilgernde Mönche)
• 1 Holzperlengebetskette
PS: Ich weiß wirklich nicht, wie es zu dieser Anhäufung kommen konnte. Sie wurde sogar noch größer, weil die myanmarische Währung (Kyat) nicht ausgeführt werden darf und ich deshalb die letzten Scheine schnell noch in …
• 1 Buddhafigur aus Sandelholz
• 1 Lackdöschen
• 1 Tiegel Thanaka-Paste
• 1 Massageholz und
• 1 ein Holzperlenarmband investieren musste – und in eine Stoffumhängetasche, weil meine Kofferkapazität für diesen Kaufrausch nicht kalkuliert war. Wenn ich jetzt behaupte, dass ich mich normalerweise auf ein oder zwei Mitbringsel bescheide, glaubt mir das natürlich kein Mönch und auch sonst kein Mensch. Aber vielleicht, dass ich meinen Freundeskreis nie reicher beschenkt habe als nach dieser Reise.





Fotos: pa