Reisereflexionen

Von der „KAKTUS“-Eselsbrücke bis zu wertvollen Tipps für die Gepäckverschlankung


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Es mag Menschen geben, die sich mit Feuereifer ins Kofferpacken stürzen, weil sie sich dabei exzellent auf die Reise einstimmen können. Doch für viele sind die Urlaubsvorbereitungen nichts anderes als ein notwendiges Übel. Befolgt man einige Grundregeln, ist alles halb so schlimm. Eine aufmunternde Anleitung.

Im Internet wimmelt es längst von Service-Seiten mit ultimativen Checklisten zum perfekten Kofferpacken. Die nachfolgenden Betrachtungen bezüglich dieser ungeliebten wie unvermeidbaren Angelegenheit sollen deshalb etwas anderer Art sein: nicht förmlich und streng zweckdienlich, sondern auf persönlichen Erfahrungen basierend mit einem gewissen Unterhaltungswert.

Ich bin, das sei vorweg ausdrücklich erwähnt, ein in vielerlei Hinsicht vollkommen unperfektes Menschenwesen. Doch in der hohen Kunst des richtigen und effizienten Kofferpackens möchte ich mir nach meiner bereits zwei Jahrzehnte währenden Tätigkeit als Reisejournalistin mit ungezählten geschäftlichen und privaten Reisen ganz selbstbewusst einige Professionalität bescheinigen und mir anmaßen, den ein oder anderen Ratschlag erteilen zu dürfen. Ein Packprofi von Natur aus war ich keineswegs. Es ging einige Zeit ins Land, bis es mir irgendwann immer besser gelang, die optimale Balance zwischen zu wenig und zu viel Gepäck zu finden – also einerseits fern der Heimat nichts zu vermissen und andererseits möglichst wenige ungebrauchte Sachen mit nach Hause zurückzutransportieren.

Doch kommen wir zum ersten und mit Abstand wichtigsten Packprinzip: Ruhe bewahren. Denn wenn man nicht gerade eine Abenteuerexpedition in die Antarktis plant, einen Selbstfindungstrip in der Wüste vorhat oder lebensüberdrüssig einen Urlaub in Krisen- oder Kriegsgebieten zu verbringen gedenkt, vor denen das Auswärtige Amt explizit warnt, dann kann man die Angelegenheit vollkommen entspannt angehen. Abgesehen von einigen persönlichen Dingen wie Reisedokumenten, Sehhilfen und verschreibungspflichtigen Medikamenten zuzüglich unverzichtbaren technischen Equipments zum Arbeiten auf Dienstreisen (Mobiltelefon, Laptop, Kamera, Ladegeräte und -kabel, gegebenenfalls Adapter) gibt es nämlich fast nichts, was man in touristisch erschlossenen Gegenden nicht problemlos noch nachträglich erwerben könnte. Am besten trägt man darum zuerst diese schwer ersetzbaren Gegenstände zusammen, die mengenmäßig meist überschaubar sind. Hat man das erledigt, kann man sich locker machen. Viel kann jetzt nicht mehr schiefgehen.

Das zweitwichtigste Gebot hängt gewissermaßen mit dem ersten zusammen. Es lautet: Alles, was unter gar keinen Umständen abhanden kommen darf, gehört immer und ausnahmslos ins Handgepäck – auf der Hinreise ebenso wie auf der Rückreise und während Rundreisen auch überall zwischendurch. Denn es ist ja niemals garantiert, dass man zeitgleich mit dem Koffer am Ziel eintrifft. Angesichts meines reiseintensiven Lebens halten sich meine eigenen Leiderfahrungen auf diesem Gebiet bisher in Grenzen. Am längsten musste ich auf einer Rundreise durch den Süden Tunesiens auf meinen Koffer verzichten, der mich erst zwei Tage vor der Rückreise wieder einholte. Bis dahin hatte ich mich schon fast daran gewöhnt, die Haare mit den Händen zu kämmen, die Zähne mit den Fingern zu putzen, meine Unterwäsche abends im Hotel zu waschen und mit dem Föhn zu trocknen. Der kürzeste Gepäckverlust betrug nur wenige Minuten, als mir in Südafrika in einem Fünf-Sterne-Hotel ein falsches Zimmer mit einem fremden Koffer zugewiesen wurde. Die anderen Male, als sich die Wege von meinem Reisegepäck und mir unfreiwillig trennten, waren wir bereits einen Tag später wieder glücklich vereint.

Gleich nach dem Tunesien-Malheur habe ich für mich die „Plus-eins-Regel“ aufgestellt. Sie besagt, dass ich mir vorsichtshalber stets ein T-Shirt, eine Garnitur Unterwäsche und ein Paar Socken mehr mitnehme als die Anzahl der Reisetage und diese Kleidungsnotration selbstverständlich nicht im Koffer verstaue, sondern im Handgepäck. So habe ich für den Fall der Fälle einmal Wechselsachen parat. Diese Maßnahme machte sich in den folgenden Jahren immer mal wieder bezahlt – sei es, dass Flug- oder sonstige Reisegesellschaften mein Gepäck verbummelten oder ich aus einem anderen Grund keinen Zugriff auf den Koffer hatte oder dessen Inhalt unbrauchbar war. Einige Beispiele: In Vietnam trug es sich zu, dass ich meinen Trolley durch Starkregen und 30 Zentimeter hohe Pfützen zum Hotel schleifen musste und hinterher nicht nur ich, sondern auch sämtliche Kleidung im Koffer komplett durchweicht war. Ähnliche Szenarien ereigneten sich auf den Britischen Jungferninseln, in Nicaragua und in norddeutschen Landen. In Chile schnappte ich mir einmal im Jetlagtaumel den falschen Koffer vom Förderband, bemerkte den Irrtum allerdings erfreulicherweise noch auf dem Flughafen und nicht erst im Hotel. In Malaysia passierte mir das anders herum – jemand anderes wollte mit meinem Koffer von dannen rollen. Doch auch diese Verwechslung ließ sich zum Glück zeitnah aufklären.

An dieser Stelle deshalb die dringende Empfehlung: Wer mit eher unscheinbaren Gepäckstücken reist, der sollte diese unbedingt mit einem Wiedererkennungswert besitzenden Alleinstellungsmerkmal ausstaffieren, einem knalligen Koffergurt, einem auffälligen Aufkleber oder einem markanten Anhänger beispielsweise. Entscheidet man sich für ein Kofferschild, dann sollte man darauf keinesfalls seinen Namen mitsamt Anschrift notieren, um nicht an Bahnhöfen und Flughäfen herumspionierenden Einbrecherbanden nahezulegen, dass sie beim Ausräumen der Wohnung in den kommenden Tagen freie Bahn hätten.

Hat man das Handgepäck mit den wichtigsten Unterlagen und Utensilien bestückt, kann man sich nun dem Hauptgepäck zuwenden. Hier kommt der dritte Grundsatz ins Spiel: den gesunden Menschenverstand einschalten. Wie so oft im Leben ist damit nämlich auch beim Kofferpacken schon richtig viel gewonnen. Das natürliche Urteilsvermögen sagt einem dann zum Beispiel, dass man schwere Gegenstände wie Bücher, Kulturbeutel und Schuhe unten im Gepäckstück platziert und leichte Sommerkleider, Blusen und Schals oben; dass man Kleidung aus knitteranfälligen Stoffen wie Leinen, Seide oder Viskose besser gerollt als gefaltet verstaut; dass man auf längeren Reisen lieber eine kleine Tube Waschmittel mitnimmt statt mehr Anziehsachen; dass man aus dem Kleiderschrank bevorzugt einfarbige Teile auswählen sollte, damit sich unterwegs nicht clowneske Lachnummerlooks aus geblümten Blusen oder karierten Hemden zu gestreiften Hosen ergeben; dass man Kosmetikartikel nicht in Riesenpackungen mitschleppt, sondern sich besser mit kleinen, wiederbefüllbaren Behältnissen eindeckt; dass man Zerbrechliches sorgsam zwischen polsternde Kleidung bettet; dass man Schuhe mit Socken oder anderem Kleinkram ausstopfen kann und damit zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt: Die Schuhe bleiben in Form und man gewinnt ein wenig Platz.

Und logischerweise sollte man das Fassungsvermögen seines Gepäckstücks niemals bis zum Anschlag ausreizen, da sich bis zur Rückreise eigentlich immer irgendwelche Mitbringsel hineinschmuggeln – wenn schon kein unbeseelter Andenkenkitsch aus Plastik und auch nichts unikales Kunsthandwerkliches aus lokalen Materialien, so doch vielleicht die ein oder andere regionale Spezialität wie Honig, Wurst oder Wein. Das passiert selbst mir immer wieder, obwohl ich seit jeher eisern und akribisch darauf achte, mein Zuhause vor Verplunderung zu bewahren und eher zum voreiligen Entsorgen tendiere als zum sammelwütigen Horten. Wer also ganz sicher gehen will, steckt besser noch ein, zwei leichte Falttaschen oder Leinenbeutel ein, in denen man gegebenenfalls etwas ins Handgepäck auslagern kann. Souvenirs, Schmutzwäsche oder staubige Schuhe bieten sich hierfür an. Allgemein sollte man Beutelwirtschaft allerdings eher vermeiden, denn mit der Zahl der Gepäckstücke schwindet der Überblick und steigt die Gefahr, dass etwas liegenbleibt.

Die Mannigfaltigkeit an Möglichkeiten, seine Reiseausrüstung zu transportieren, war nie größer als heute. Ob altbewährte Aufbewahrungsformen wie Brustbeutel und Bauchtasche, Klassiker wie Rucksack, Reisetasche und Koffer, Spezialausstattung wie wasserdichte Seesäcke und Satteltaschen, neuere Erfindungen wie Trolleys, Taschen mit Rollen und Hybridkoffer (eine Kombination aus widerstandsfähigem Hartschalenkoffer und flexiblem Weichgepäck) oder modernste Multifunktionsmodelle der Smart-Luggage-Generation mit allerhand technischen Finessen wie Fingerabdrucksensor, Chip zur Gepäckortung und integrierter Powerbank: Auf welche Arten von Gepäckstücken man seine Habseligkeiten idealerweise verteilt, ist zum einen Geschmacksache und zum anderen abhängig davon, was man auf der Reise unternimmt und welche Fortbewegungsmittel man benutzen wird. Beabsichtigt man in ein eher kleines Flug-, Wasser- oder Landfahrzeug zu steigen, wie ich etwa in Namibia in eine Cessna, auf den Malediven in ein Wasserflugzeug, in der Karibik in einen Katamaran, in Schweden in ein Kanu oder auf den Bahamas in ein Elektrowägelchen, dann sollte man keinen großen Hartschalenkoffer mit sich führen, sondern weiche Reisetaschen oder -säcke, die sich auch in Kabinen mit geringem Stauraum oder unter den Sitz knautschen lassen. Auf Bahnreisen sind formbare Gepäckstücke angesichts der meist schmalen Fächer ebenfalls die klügere Wahl. Entscheidet man sich dennoch für einen robusten Rollkoffer, dann sollte dieser eine gewisse Breite nicht überschreiten, damit man sich nicht hoffnungslos in den Gängen verkeilt.

Ich favorisiere kompakte Packsysteme und reise als Einzelperson so gut wie nie mit mehr als zwei Gepäckstücken: Tagesrucksack (Handgepäck) plus kleinerem oder größerem Rollkoffer oder Reisetasche, je nach Art und Länge der Reise. Bei den Rollkoffern bevorzuge ich Weichschalenkoffer, deren Fächer sich mit Reißverschlüssen vergrößern lassen, vor meist schwereren und starreren Hartschalenkoffern.

Eine Zeit lang hangelte ich mich beim Kofferpacken an einem selbst entworfenen Merkwort entlang. Es lautet „KAKTUS“ und steht für Kleidung/Schuhe, Apotheke, Kosmetik, Technik, Unterlagen/Dokumente, Sonstiges – also für die sechs Hauptkategorien, aus denen sich Reisegepäck gemeinhin zusammensetzt. Denn meiner Erfahrung ist es wahrscheinlicher, dass man einen ganzen Posten vergisst als einzelne Teile davon. Sprich: Eher bleibt die gesamte Reiseapotheke zurück als dass man versäumt, sie mit der Grundausstattung aus Kopfschmerztabletten, Wundsalbe, Pflaster etc. zu befüllen. Irgendwann hatte ich durch Routine die „KAKTUS“-Eselsbrücke verinnerlicht und brauchte sie nicht mehr.

Auf die Erkenntnis, dass man am häufigsten jene Dinge liegen lässt, die man morgens oder in letzter Minute noch benötigt, Haarbürste, Zahnbürste oder Nagelschere beispielsweise, reagierte ich damit, sie mir doppelt anzuschaffen und dauerhaft im Kulturbeutel zu deponieren. Denn hat man die Nagelschere bereits abends eingepackt, reißt mit allergrößter Sicherheit genau dann ein Fingernagel ein, wenn man gerade mit dem Trolley zur Haustür hinausstürmen will. Das Utensil in dieser Situation aus dem Koffer hervorzukramen kann einen fatalen Zeitverlust bedeuten, der schlimmstenfalls zum Verpassen des Fliegers führt.

Grundsätzlich ist beim Kofferpacken auch gegen das Verwenden von Checklisten nichts einzuwenden. Allerdings sind diese Listen naturgemäß recht allgemein angelegt und man wird beim Abhaken nicht umhinkommen, sein Denkvermögen einzusetzen, um die starren Vorgaben auf das eigene Reiseprojekt zu übertragen. Besonders dann, wenn eine individuelle Reise mit vielen Aktivitäten und nicht nur ein Nullachtfünfzehn-All-inclusive-Urlaub ansteht, können die Listen lediglich als grober Leitfaden dienen.

Aber jetzt zur vierten Packregel: Weniger ist mehr. Das fängt schon bei Kleinigkeiten wie der Brieftasche an. Man sollte sie vor der Abreise sichten, ob tatsächlich alle Plastikkarten und Dokumente mitmüssen. Mit dem Schlüsselbund kann man genauso verfahren. Ich habe meinen Schlüsselbund folgendermaßen organisiert: Am Basisbund mit Schlüsseln für Haus und Hof sind mittels kleiner Karabinerhaken mehrere Ringe mit Schlüsseln verschiedener Funktionsgruppen angebracht (Arbeit/Büro, Auto/Fahrräder und Sonstiges). So kann ich den Basisbund jederzeit mühelos mit einem Klick von unnötigem Ballast befreien. Denn: Was man nicht dabei hat, kann man auch nicht verlieren.

Neben dieser Verlustprophylaxe sprechen noch andere Argumente für eine Reduzierung des Reisegepäcks auf das absolut Wesentliche: Man muss seine Sachen schließlich in den allermeisten Fällen selbst schleppen. Die sperrigsten und schwersten Komponenten, an denen sich für eine effektive Gepäckverschlankung am besten ansetzen lässt, sind schnell identifiziert: Kleidung und Schuhe. Wenn das geplante Spektrum an Aktivitäten und Anlässen auf der Reise breit gefächert ist und obendrein auch das Temperaturgefälle zwischen Abfahrts- und Ankunftsort beträchtlich ist, schafft man es jedoch beim besten Willen nicht unter drei bis vier Paaren: Halbschuhe und Winterstiefel oder Sandalen, Wanderschuhe/Sportschuhe/Badeschuhe, schicke Schuhe (Gala, Geschäftsessen, Konferenzen, Messen, Tagungen). Ist man so schmerzfrei, sich im deutschen Hochsommer die Schneestiefel für eine Expeditionskreuzfahrt in die Arktis bereits auf dem Weg zum Flughafen anzuziehen oder im hiesigen Winter die Flipflops für eine Reise in die Südsee, kann man eventuell noch ein Paar einsparen.

Beim Zusammenstellen der Reisekleidung – für viele und besonders für Frauen der problematischste Part des Packprozesses – hilft eine simple Grundüberlegung: Möchte man vor Ort seine kostbare Erlebniszeit damit verschwenden, sich zwischen mehreren Outfits entscheiden zu müssen? Nein, auf keinen Fall! Darum wählt man lieber gleich konsequent nur das aus, was man wirklich braucht. Wenn man nicht gerade ins ewige Eis oder ins allzeit klebrige Klima der Karibik aufbrechen will, also für ersteres Ziel mit allergrößter Wahrscheinlichkeit ausschließlich Vermummungstaugliches aus Fleece, Fell und Schurwolle benötigt und für zweiteres Ziel ausschließlich Luftiges aus Baumwolle, Leinen und Seide nebst Badesachen, dann ist man mit Kleidung, mit der man das gute alte Zwiebelprinzip praktizieren kann, immer noch am besten beraten. Die Schichten müssen nicht sämtlich aus teuren Hightech-Stoffen bestehen, Kleidung aus Naturmaterialien tut es meistens auch. Nicht geizen sollte man mit Regensachen, die weder schwer noch voluminös sind. Man wird es garantiert mehr bereuen, wenn man sie dringend braucht und nicht dabei hat als umgekehrt. Auf Schmuck verzichte ich fast vollständig, wenn meine Reise in Länder führt, in denen die Armut größer als in Deutschland ist, also ziemlich oft. Ich mache das weniger aus Angst vor Diebstahl, denn meine Glitzersteinchen und Perlen sind nahezu alle unecht, sondern um das beklemmende Gefühl zu vermeiden, das sich zwangsläufig einstellt, wenn man funkelnde Klunker durch heruntergekommene Viertel spazieren führt.

Zugegeben: Mit meiner knapp kalkulierten Garderobe konnte ich bisher noch bei keiner Gelegenheit konkurrenzlos glänzen – nicht mit der professionellsten Montur bei sportlichen Unternehmungen, nicht mit dem geschniegeltsten Dress auf Kongressen und Messen, nicht mit dem glamourösesten Abendkleid bei festlichen Anlässen. Allerdings war das auch nie meine Absicht. Auf Reisen stehe nicht ich im Vordergrund, sondern das besuchte Land. Reklamationen bezüglich meines Erscheinungsbildes gab es nur dreimal: Auf Teneriffa wollte man mich einmal nicht mit Sandalen zu einer Mountainbiketour zulassen und ein anders Mal in der Dominikanischen Republik wegen meines legeren Stylings nicht zu einer Gala. Beim dritten Mal spotteten meine Mitreisenden in Tunesien über meine immergleiche Kleidung. In den beiden letztgenannten Fällen konnte ich nichts für meinen Aufzug, denn mein Koffer hatte sich verspätet. Im ersten Fall hatte ich den Anspruch der geplanten Fahrradtour unterschätzt.

Schließen wir mit der fünften Grundregel: Mit dem Packen sollte man nicht zu spät, aber auch nicht zu früh starten. Der günstigste Zeitpunkt liegt meines Erachtens irgendwo zwischen vier bis zwei Tage vor Reisebeginn. Fängt man früher an, weiß man am Ende nicht mehr genau, was sich schon alles im Koffer befindet. Schiebt man die leidige Aufgabe bis zum Tag vor der Abreise vor sich her, steht man unter Druck und hat wenig Spielraum, einen womöglich noch fehlenden Ausrüstungsgegenstand aufzutreiben.

Mit diesem Packverhalten bin ich bislang bestens klargekommen. Kein einziges Mal habe ich für Übergepäck bezahlt. Kein einziges Mal musste ich auf der Rückreise auf meinem Koffer herumstampfen, um ihn schließen zu können. Kein einziges Mal hat der Inhalt meiner Reisetasche den Reißverschluss gesprengt. Kein einziges Mal ist mir etwas zerbrochen oder ausgelaufen, weder die Keramikschälchen aus Marokko noch die Porzellantasse aus China, das Olivenöl aus Südfrankreich, der Rum aus Havanna oder der Kaktuslikör von den Kanarischen Inseln. Und kein einziges Mal habe ich etwas wirklich Wichtiges daheim oder unterwegs vergessen. Meine Schadensbilanz: In Südafrika blieb einmal ein Adapter stecken, in Costa Rica eine graue Strickjacke im Schrank hängen, in Myanmar ein Souvenirbuddha sitzen und in Namibia ein Reiseföhn liegen. Das war es dann aber auch schon – und das darf gerne so bleiben.

7 Comments

  • Sehr gut geschrieben,
    Als Mitglied unserer reisefreudigen Familie weiss ich zwar das Meiste,aber den ein oder anderen Tipp werde ich mir merken.
    Viele Grüsse
    Ulrike

    Denke manchmal,Reisereporter würde mir Spass machen,du hast es ja professionell gemacht,bin zwar viel gereist,aber immer als Tourist.
    Vom Opa vererbt?

    • Liebe Ulrike, herzlichen Dank für deinen schönen Kommentar. Ob Reisefieber erblich bedingt sein kann? Gut möglich. Oder wir wurden durch unsere Familie derart sozialisiert, dass Reisen etwas Beglückendes ist. Viele Grüße zurück von Pilar

  • Toll geschrieben, lustig und lesenswert. Solltest die Beträge aber besser einer Kategorie zuordnen, sonst verschwinden sie irgendwann im nichts… Tipp von Profi zu Profi. ;-)

  • Nach langer Zeit noch mal hier vorbeigeschaut. Wie stets: schön, professionell geschrieben. Schreibe wie Sinn für Bild(auschnitt)wahl: immer geschätzt! Die souveräne Organisiertheit mancher Weltreisender führt mich Bodenhafter immer wieder in einen emotionalen Zustand zwischen Bewunderung und Angst. Das größte Nervmoment bleibt aus meiner wenig mobilen Sicht die Orga der Fahrt zum Flughafen.

    • Vielen Dank für die freundlichen Worte. Ob sich der Transfer zum Flughafen nervenaufreibend gestaltet oder nicht, ist sicherlich vom Wohnort abhängig. Im Rhein-Main-Gebiet kann man sich nicht beklagen. Von allen Städten und größeren Ortschaften ist die Anbindung an den Flughafen mit öffentlichen Verkehrsmitteln hervorragend. Man braucht eigentlich kein Taxi oder Freunde, die einen dorthin chauffieren. Wenn ich mich recht erinnere, trat dieser Fall auf allen meinen ungezählten Hin- und Rückfahrten zum/vom Frankfurter Flughafen bloß dreimal ein.

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