Chile, Lieblingsunterkünfte

Explora Rapa Nui, Luxushotel mit Ahnen-Sauna


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Wer ein Luxushotel über goldene Wasserhähne und weißen Marmor definiert, wird im Explora Rapa Nui enttäuscht. Denn die Lodge setzt auf Gemütlichkeit und Dezenz statt Glamour und Dekadenz. Was das Hotel trotzdem exklusiv macht: Es steht am Ende der Welt – mitten in den Weiten des Pazifiks auf der Osterinsel.

Noch nie bin ich in einem Bett aufgewacht, das so weit weg von allem war: vom nächsten Festland. Von der nächsten Großstadt. Von meinem eigenen Bett in Deutschland. Rund 3.800 Kilometer trennen Rapa Nui, wie die Einheimischen die Osterinsel nennen, von der chilenischen Küste. Bis nach Tahiti in die andere Richtung ist es noch weiter.

Und weil ich die sechs Stunden Zeitunterschied noch nicht verwunden habe, wache ich früh auf. Vor meinem Fenster steigt gerade aus Nebelschleiern die Sonne auf und zaubert einen zarten Farbschweif über die samtige Graslandschaft. Als ich das Fenster öffne, höre ich nichts bis auf den Lärm der Natur. Vögel singen aus voller Brust, irgendwo kräht ein Hahn, am Horizont brandet der Pazifik. Die Luft ist so rein, als wären Autos und Fabriken noch nicht erfunden worden.

Die Lodge, die zur chilenischen Explora-Hotelgruppe gehört, beeindruckt weder mit einer avantgardistischen Fassade noch mit protzigem Interieur. Auf den ersten Blick sieht der Komplex, der sich mit flachen Dächern und Wänden aus Naturstein in die Ebene duckt, sogar äußerst unscheinbar aus. Erst im Entree erschließt sich die architektonische Feinheit: Rundungen und Kanten aus Glas, Holz und nacktem Beton wurden meisterhaft komponiert – ein Design, das puristisch ist, ohne kalt zu sein.

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Hell und mit viel Holz: die Lobby des Explora Rapa Nui

Die Explora-Gruppe betreibt nur drei Anlagen, aber alle an spektakulären Standorten. Den Anfang machte 1993 das Explora Patagonia, eine 50-Zimmer-Lodge inmitten des Nationalparks Torres del Paine mit Blick auf schneebedeckte Felszacken. Fünf Jahre später eröffnete am anderen Ende von Chile das Explora Atacama, eine 50-Zimmer-Anlage am Rande eines Oasendorfes in der trockensten Wüste der Welt. Zuletzt ging das Explora Rapa Nui auf der Osterinsel an den Start, als erste Anlage mit Betriebsgenehmigung außerhalb des Hauptortes Hanga Roa.

Was mir im Zimmer sofort aufgefallen war: das Fehlen jeglicher Zeichen unserer modernen Kommunikationsgesellschaft. Kein Flatscreen. Kein Internet-Zugang. Null Netzausschlag auf dem Mobiltelefon. Nur im Badezimmer entdeckte ich Hightech in Form einer multifunktional zu besprudelnden Badewanne.

Denn zum Konzept von Explora gehört, dass die Gäste explorieren sollen, statt auf den Zimmern zu hocken. Dafür wird ein umfangreiches Ausflugsprogramm organisiert, das im Übernachtungspreis bereits eingeschlossen ist – Wanderungen entlang der meerumtosten Steilküste, Höhlen- und Vulkanerkundungen, Baden und natürlich die Besichtigung der berühmten Steinfiguren.

Osterinsel Moai mit Augen
Der Grund, warum Touristen die Reise auf die Osterinsel antreten: die Moais

Abends lockt das Restaurant im Explora Rapa Nui mit reicher Speisekarte und familiärer Atmosphäre. Sebastian, ein junger Chilene vom Festland, bewirtet die Gäste mit rührender Höflichkeit. Die meisten Hotelangestellten stammen allerdings von der Insel – weil das die Auflage ist, aber auch der Selbstanspruch von Explora.

Osterinsel Strand
Viele Sandstrände gibt es auf der Osterinsel nicht, aber dafür schöne.
Fotos: pa, © Explora (2)

Wir wollen den Tag im Wellness-Bereich weiter unten auf der Anlage beschließen. Das so genannte Casa de Banos besteht aus einem Pool, einem Jacuzzi und einer „Ahnen-Sauna“ – alles unter freiem Himmel. Die kleine, mit Grasbüscheln belegte Schwitzhütte erinnert an eine halbierte Kokosnuss. Ein Türchen führt in die feucht-warme, dezent nach Eukalyptuszweigen duftende Höhle mit Holzbänken und Kerzenschein. Nach dem 45-minütigen Aufgussritual gleiten wir in das mollig warme, kräftig blubbernde Jacuzzi – zum Entspannen und Sinnieren über die mysteriösen Moais.

Explora: www.explora.com