Deutschland, Mitbringsel

Interview mit einem beschwipsten Bierkrug


Schlagwort: , , , , .

Die fränkischen Tourismuswerber promoten ihre Region auch als „Heimat der Biere“. Im Souvenirshop des Bayerischen Brauereimuseums in Kulmbach entdeckte die reisekorrespondentin (dr) zwischen Altbierbrotaufstrich, historischen Werbeplakaten und Fan-Artikeln von Brauereien einen Bierkrug mit Sound-Funktion.

dr: Grüß Gott, Bierkrug! Meinst du, wir könnten trotz deines desolaten Zustandes ein Interview hinbekommen? (die reisekorrespondentin knautscht den Bierkrug, um den Ton zu aktivieren)
Bierkrug (gibt einen Jodler von sich, krönt ihn mit einem satten Rülps und lallt dann etwas, das wohl Fränkisch sein soll): Eees gibd niggs Scheeeners … higgs … wie wos Scheeens. Brossd!

dr: Lass uns bitte Hochdeutsch reden.
Bierkrug (schaut verständnislos): A geh, Frenggisch is do … higgs … a himmmmlischer Dialeggd.

dr: Als passionierter Gerstensaftkonsument, der du mutmaßlich bist, die Frage an dich: Welche Biere sollte man auf einer Franken-Reise unbedingt probiert haben? Bei Hunderten von Brauereien mit unzähligen Spezialitäten muss man ja irgendwelche Prioritäten setzen.
Bierkrug (torkelt ein wenig): Gschmarri … higgs … dummes Geschwätz.

dr: Nun ja, die meisten Touristen möchten sicherlich noch anderes erleben: die Burgen, die Schlösser, die Städte mit Unesco-Weltkulturerbe, die Heilbäder oder die Naturparks von spektakulärer Verschiedenheit – das Fichtelgebirge mit seinen bizarren Felsformationen, das liebliche Altmühltal, den geheimnisvollen Spessart … Nicht zu vergessen die reiche Weinkultur, die Bier- und Weintrinker in ernsthafte Genusskonflikte bringen dürfte.
Bierkrug: Kann mir nicht passieren.

dr: Schon klar. Und welches ist jetzt dein Lieblingsbier?
Bierkrug (will gerade loslallen, hält seine Zunge dann aber doch im Zaum): Das sage ich besser nicht öffentlich … higgs. Möchte mir keine Feinde machen. In der Brauereibranche wird mit harten Bandagen gekämpft.

dr: Kein Wunder bei dem Wettbewerbsdruck, der mit äußerst verbraucherfreundlichen Bierpreisen einhergeht. Könntest du denn einige Sightseeing-Tipps verraten?
Bierkrug (versucht sich sichtlich zu konzentrieren): Bamberg mit der Weltkulturerbe-Altstadt ist natürlich Pflicht. Ebenso Kulmbach mit der gewaltigen Plassenburg und dem Bayerischen Brauereimuseum. Auf dem Gelände war mal die Mönchhofs-Bräu ansässig, bevor sie von der Kulmbacher Brauerei AG geschluckt wurde. Heute lockt hier … higgs … ein Museum der neuen Generation.

dr: Das bedeutet?
Bierkrug: Eine multimediale Ausstellung zur Geschichte des flüssigen Goldes vom alten Ägypten bis zur Gegenwart kombiniert mit sinnlichen Erlebnissen und allerlei Originalstücken: Fässer, Filtriermaschinen, Sudkessel, Bierdeckel, Kronkorken und eine 3.000 Jahre alte Amphore, die als ältestes Zeugnis des Bierbrauens auf deutschem Boden gilt … higgs. Mein persönliches Highlight ist allerdings die „Gläserne Brauerei“. Da kann man das Museumsbier direkt aus dem Lagertank süffeln.

dr: Vielen Dank für den Vorgeschmack.

franken_brauereimuseum
Das Bayerische Brauereimuseum in Kulmbach mit …
Kulmbach_Brauereimuseum_glaesernes_Sudhaus
… gläsernem Gärkeller, …
Kulmbach_Brauereimuseum_Sudkessel
… Kupferkesseln, …
Kulmbach_Biermuseum4
… Bierwerbung und …
Kulmbach_Brauereimuseum_Bierdeckelsammlung
… Bierdeckelsammlungen
Kulmbach_Brauereimuseum_Souvenirs
Zum Sortiment des Souvenirshops zählen Altbierbrotauftrich, …
franken_brauereimuseum_souvenir
… jodelnde Bierkrüge und …
Kulmbach_Brauereimuseum_Souvenirs2
… jede Menge Fan-Artikel der örtlichen Brauereien.
Fotos: pa

3 Comments

  • Kompliment … hast aus dem Suffkopp doch einige brauchbare Infos herausgepresst. :-)) Könntest du denn verraten, welche Brauereien einen besuch lohnen? Guten Rutsch!! LG, Andrea

  • Eine nette Doppelbödigkeit in der Kapuzinerwerbung. Erinnert in der Stilistik ein wenig an den Kröver Nacktarsch (um beim Alkoholischen zu bleiben). Insgesamt könnte es wieder einen Trend in Richtung gemalter Werbung a la 20-er bis 50-er Jahre geben. Was ich begrüßen würde.
    Auch gegen das Jodeln – und sei es dasjenige von Bierkrügen – ist nichts einzuwenden.
    Erstens hat man nach dem entsprechenden Diplom was in der Hand, was Eigenes. Zweitens gibt’s das ja auch schon lange in Amiland, beim Hillbilly, Bluegrass, Cajun. Das wirkt angenehm konservativ – angenehm vor allem deshalb, weil aus dem Süden ansonsten ja eher die reichlich schrulligen Demokraten kommen.

Kommentare sind geschlossen.